
Der Salat lacht an, die roten Tomaten, gelben Paprikas, grünen Blätter. Das bekannte „cook it, peel it or leave it“ geht kurz durch den Kopf, und dann der beruhigende Gedanke: man ist in Israel, und dort kann man zugreifen und genießen – ein Genuss ohne Reue für die ganze Gruppe an allen Tagen. Israel ist Naher Osten – und ist doch ganz anders. In so vielerlei Weise. Ein Land, das uns seit unseren Kindheitstagen seltsam bekannt ist: Bethlehem, Jerusalem, der See Genezareth: wir tragen tief in uns Bilder all dieser Orte, Bilder, geprägt von den „Nazarenern“, Bilder, die wir beim Hören der biblischen Geschichten in uns entstehen ließen, Bilder, die oft vermischt sind mit dem, was wir täglich vor Augen haben. Eine Reise nach Israel bedeutet auch, diese Vorstellung mit der Realität abzugleichen – das Biblische mit einer modernen Gesellschaft.
Israel ist anders als seine Nachbarn

Dieses Anderssein Israels in der Region, anders durch die Religion, durch den Lebensstil, anders auch in der Wirtschaftsleitung, in High Tech – ist der Schlüssel zum Nahost-Konflikt. Und doch merkt man davon erstaunlich wenig. Es mag Regionen in Israel geben – insbesondere in der Nähe des Gaza-Streifens – wo die Bedrohung spürbar wird – in den Städten wie Tel Aviv oder Jerusalem ist davon wenig zu merken: es scheint wirklich so zu sein, dass man sich im Täglichen arrangiert, man kauft und handelt in den Basaren, schlendert – junge Juden und Palästinenser gemeinsam – durch die neuentstandenen Malls, hat ähnliche Modewünsche, trinkt den gleichen arabischen Kaffee oder Tee mit Minze. Aber man spürt doch auch den Vorbehalt: wie weit kann man sich trauen – sicherlich am deutlichsten sichtbar als Mauer zwischen Jerusalem und Bethlehem. Eine Mauer löst bei uns Deutschen natürlich eine Erinnerung aus, auch dass sie überwunden werden konnte. Doch davon scheint man weit entfernt zu sein. Während man als Tourist so einfach von einer auf die andere Seite kommt, bedeutet sie für die Palästinenser ein tägliches Ärgernis, durchschneidet sie doch Wohnviertel und Straßen, trennt, was seit Jahrtausenden zusammengehörte, kostet im täglichen Leben viel Zeit, manchmal quälende und als demütigend empfundene Durchsuchungen. Israel spricht von einem Erfolg, die Zahl der Autobomben sei dramatisch gesunken – Menschenleben zu retten ist das höchste Gut jüdischen Glaubens und israelischer Staatsräson. Man wird es nicht tiefer greifen können: hier erreicht man im Gespräch einen Punkt, bei dem die meisten Gesprächspartner nicht weitergehen wollen, zu vermint ist das politische Gelände, und die Gesprächspartner haben zu viel zu verlieren, als dass sie mit einem Fremden offen diskutieren würden. Und so bleibt die Frage der Siedlungspolitik und der Zweistaatenlösung auf wenige Andeutungen beschränkt.
Die Küste — Römer, Kreuzritter, Moderne

Israel ist klein – ungefähr so groß wie Hessen – die Tagesetappen sind daher in ihrer Länge überschaubar – aber inhaltlich so reichhaltig, dass man nicht umhin kommt, eine Auswahl dessen zu treffen, was man sehen möchte. Will man bei David beginnen, sind dies immerhin drei Jahrtausende, bei den Urvätern kommen noch einige Jahrhunderte dazu. Bereits am ersten Tagen treffen Moderne und Geschichte aufeinander: Tel Aviv ist gerade einmal gut 100 Jahre alt, ist eine Stadt geprägt vom Bauhaus, denn viele Emigranten hatten dort ihre architektonische Grundausbildung erhalten. Eine weiße Stadt am Meer, die nahe am alten Jaffa entstanden ist, der Festung der Kreuzfahrer und ihrer muslimischen Gegner, als Markenzeichen Symbol für Israels erfolgreiche Landwirtschaft und den Zitrusanbau. Endlose Strände, Jogger, flanierende Pärchen: Tel Aviv wendet sich dem Mittelmeer zu, dem Westen, ist jung, modern, ist das Israel eines Ephraim Kishon oder Amos Oz. Und ein deutlicher Kontrapunkt zu Jerusalem mit seinen Traditionen.

Unweit von Tel Aviv im Norden liegt Caesarea, großzügig mit Wagenrennbahn und römischem Theater direkt am Meer gelegen – das damalige Tor zur Welt, Sitz des römischen Statthalters, heute eine der touristischen Anziehungspunkte, kommt doch noch eine Kreuzfahrer-Festung dazu – letztlich ein Konkurrent zum heute so schwer auf der syrischen Seite des Golan zugänglichen Stadt Bosra mit ihrem römischen Theater. Von Caesarea ist es ein Sprung ins Karmelgebirge, in das sich vor Jahrhunderten schon die Drusen zurückgezogen haben, eine verschworene islamische Sekte, traditionell in Pluderhosen gekleidet – und recht gute Omnibusfahrer. Der Wein der Gegend wird nur von den noch exponierteren Lagen des Golan übertroffen. Und exponierte Lagen gibt es auch im Karmelgebirge: es „stürzt“ bei Haifa geradezu ins Meer – und am Steilhang ist einer der schönsten Gärten Israels entstanden: der Bahai-Garten, rund um das Grabmal des Gründers dieser Religion. In Haifa begegnen wir auch wieder den Bauten (und Inschriften) der Templer, deutschen religiösen Kolonnisten, die sich hier, in Tel Aviv und Jerusalem im 19. Jahrhundert niederließen (die meisten leben heute allerdings in Australien), sozusagen deutsche Dörfer gründeten. Nicht weit entfernt liegt Akko, die letzte Hochburg der Kreuzritter auf dem Festland Palästinas. Die trutzigen Befestigungen, die lebhafte Altstadt darinnen, erste Karawansereien, Moscheen – hier müsste man im Sommer nochmals Station machen.
In der Heimat Jesu

In nur einer Stunde ist man am See Genezareth, auf 200 m unter dem Mittelmeerspiegel – auf einmal Evangelien pur, auch wenn der eine oder andere Ort ein wenig „zurechtgerückt“ wurde, um für Pilger (und Touristen) leichter erreichbar zu sein. Aber dennoch: plötzlich ist alles authentisch – am stärksten vielleicht in Magdala, wo man beim Bau eines neuen Pilgerquartiers auf Ruinen aus Jesus Zeit stieß – und entsprechend umplanen musste. Der Blick über den Hauptaltar dieser Pilgerstätte auf den See, oder vom Berg der Seligpreisungen: man kann sich vorstellen, wie hier gepredigt und diskutiert wurde, wie hier gefischt wurde, dass es bei der Größe des Sees auch ziemlich stürmisch werden konnte. Und beim Verzehr des St. Peter-Fischs kreisen die Gedanken wie von alleine rund um die wundersame Brot- und Fischvermehrung. Der Golan mit dem immerhin gut 2.800 m hohen Hermon liegt im Dunst am Horizont, dahinter ist schon Syrien, das derzeit durch so schwere Zeiten geht. Für Israel ist der Golan die Wasserquelle per se – der See Genezareth ein wichtiger Wasserspeicher, der sicherstellt, dass Tel Aviv und Jerusalem nicht auf dem Trockenen sitzen.

Nazareth tut sich etwas schwer mit dem Erbe Jesu, wird doch über seine Jugendzeit dort eigentlich nichts berichtet. So hat man sich auf den Bau einer modernen Marienkirche mit vielen internationalen Mariendarstellungen konzentriert – und hat über einer Höhle die Josephskirche danebengestellt. Ob aber die Mikwe, die man in der Krypta freigelegt hat, wirklich als Beweis dafür betrachtet werden kann, dass es sich hierbei um das Wohnhaus und die Werkstatt Josefs handelt? Schwer vorstellbar, dass ein noch so guter Zimmermann sich damals diesen Luxus im eigenen Haus leisten konnte. Und dann gibt es noch einen deutschen Soldatenfriedhof!? Auf Hinterfragen kommt heraus, dass es sich u. a. um gefallene Flieger handelte, die im ersten Weltkrieg die Hedschasbahn des osmanischen Reichs durch Patrouillenflüge schützen sollten (siehe „Lawrence of Arabia“). Im benachbarten Kanaa spielte mein Lieblingswunder der Bibel: Wasser zu (gutem!) Wein zu machen. Ein bisschen Analogie zum Weinbau im heutigen Israel klingt dann doch an: wo es genug Wasser für die Reben gibt, entsteht ein vorzüglicher, trockener Wein – rot und weiß – beide sehr trinkbar, der eingehende Test zeigte: ein Genuss ohne Reue am nächsten Morgen… Direkt unterhalb Von Nazareth erstreckt sich das Jezeel-Tal. Hier bei Armageddon soll – so Johannes in seiner Offenbarung – die endzeitliche Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse stattfinden.
Das Tote Meer

Den Jordan entlang geht es nach Süden. Zu sehen ist nicht viel von ihm, und das ist das Problem des Toten Meeres, dessen Wasserspiegel immer weiter sinkt. Der Jordan bildet die Grenze zu Jordanien, und die Straße führt in gebührendem Abstand vom Fluss – und lässt Platz genug für Zäune und Überwachungseinrichtungen, wohl auch mehr. Zwei Brücken verbinden die Staaten, die südliche, nahe am Beginn des Toten Meers bei Jericho, heißt inzwischen nach König Hussein von Jordanien, früher kannte man sie als Allenby-Bridge (nach dem Oberkommandierenden der Engländer 1918).
Die Überraschung am Toten Meer: es gibt eigentlich zwei! Der südliche, relativ flache Salzsee weist beeindruckende Salzschollen auf, eignet sich aber auch zum Baden. Das nördliche, eigentliche Tote Meer ist hingegen sehr tief (400 m!) und liegt dabei doch schon an der Oberfläche 400 m unter dem Mittelmeerniveau. Auf beiden Seiten Wüste, beeindruckende Berge, einer der steilsten: Massada. Konzipiert von Herodes als Rückzugsort im Falle von Aufständen fand hier das letzte Kapitel des Jüdischen Kriegs rund um das Jahr 70 n. Chr. statt: Knapp Tausend Juden hatten sich hier verschanzt, verfügten über Wasser und Vorräte und hielten so drei Jahre lang bis zu 4 römischen Legionen stand. Vor dem Sturm über die aufgeschüttete Rampe begingen die Verteidiger kollektiven Selbstmord, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Ein Sinnbild jüdischer Wehrhaftigkeit, ein wichtiger Baustein im israelischen Selbstverständnis, vergleichbar letztlich nur mit dem Warschauer Ghetto-Aufstand und den Erfolgen in den israelisch-arabischen Kriegen.

Unweit davon, angelehnt an einen Wadi, der meist ausgetrocknet ist, aber auch Sturzfluten aufweisen kann, liegt das Kibbuz Ein Gedi – inmitten eines einzigartigen Botanischen Gartens. Neben dem Dattelanbau liegt der Schwerpunkt des Kibbuz heute im Betrieb eines Feriendorfs in dieser herrlichen Lage, mit Spa-Zentrum, der Möglichkeit im Toten Meer zu baden (Sie wissen schon: auf dem Rücken liegend Zeitung lesen). Ein perfekter Rückzugsort im Winter, es ist mit 20 bis 25°C angenehm, die Sonne scheint ein wenig diesig, man sagt, dies lasse nur die „guten“ UV-B-Strahlen durch – braun gebrannt sind die bereits länger Ausharrenden jedenfalls.
Jerusalem — drei Weltreligionen heilig
Vom Toten Meer ist es eigentlich ein Katzensprung über die gut ausgebaute Schnellstraße nach Jerusalem, vorbei am Rastplatz zum guten Samariter, an Beduinen, die ihre Herden am Abend zusammentreiben – eine Fahrt durch die Judäische Wüste mit ihren Bergen, jetzt Ende Januar mit einem Hauch von Grün überzogen, es hatte ein wenig geregnet. Und dann werden die ersten Türme erkennbar: am Scopus-Berg mit der Hebrew University machen wir Station, werfen einen ersten Blick auf Jerusalem, hören (und summen mit) das Lied Yerushalaim von Naomi Schemer (1967), einigen bekannt als Musik der Schlußszene des Films Schindlers Liste. Und dazu stoßen wir mit Rotwein und ein wenig Brot an. Es ist emotional bewegend, aber Jerusalem ist auch eine ganz besondere Stadt – für die Juden, uns Christen und die Moslems, und das ist gleichzeitig das Problem …
Heute ist Jerusalem eine Millionenstadt, deren Grenzen kaum überblickt werden können – es verteilt sich auf so viele Hügel. Und das macht es nicht einfach, sich das Jerusalem zur Zeit Jesu oder der Kreuzfahrer vorzustellen. Zu Jesu Zeiten war Jerusalem merklich kleiner als die heutige Altstadt mit ihrem Mauerring, der unter Suleyman dem Prächtigen im 16. Jahrhundert entstand, denn Golgatha, das Grab und damit die spätere Grabeskirche standen außerhalb. Der Ölberg, der Garten Getsemane liegen außerhalb der Stadt, sie sind umgeben von weitläufigen Friedhöfen – Juden, Christen, Muslime: alle wollten an heiliger Stätte begraben werden. Für einige Mitreisende ein Schock: die Via Dolorosa führt quer durch den Basar: Kommerz und fromme Pilger treffen aufeinander, haben sich aneinander gewöhnt – und so muss es wohl auch damals gewesen sein: die römische Besatzungsmacht wollte zeigen, wer der Herr im Haus war, und was man mit Aufrührern (und denen, die man zu solchen abstempelte) machen würde. Es macht betroffen. Nicht alles mag exakt an der Stelle geschehen sein, an die es die Tradition gesetzt hat (wie z. B. der Abendmahlssaal, ein gotischer Gewölbebau aus der Kreuzritterzeit), aber es war zumindest sehr nah dabei. Und viele Beispiele zeigen, wie weit sich die Tradition zurückverfolgen lässt – und sei es, dass man bewusst römische Tempel auf derartigen Stätten errichtete, um einen Kult zu unterbinden – oder die Olivenbäume abschlug.

Der Tempelberg zeigt, dass Jerusalem heute stark muslimisch geprägt bleibt: an der Stelle des Felsendoms soll Mohammed seinen Himmelsritt angetreten haben, daneben die AlAksah-Moschee, die Hauptmoschee der Stadt – überhaupt ist Jerusalem die drittheiligste Stadt des Islam. Und direkt daneben – aber deutlich abgeschirmt – die Klagemauer, die im Original erhalten gebliebene Westmauer des Tempelbezirks des Salomon. Hier stehen die frommen, oft orthodoxen Juden, halten ihre Hände an die Wand, stecken kleine Zettelchen mit Segenswünschen in die Mauerritzen, lesen in der Thora. Auch uns lässt man bereitwillig dazu treten, ebenfalls die Hand an die Mauer halten, ein Ort des Gebets.
Nicht weit davon entfernt das jüdische Viertel, das geprägt ist von den orthodoxen Juden in ihren dunklen Anzügen, mit Schwarzen Hüten, Kippas und pelzbesetzten Hüten, mit den Locken, den schnellen Schritten, insbesondere wenn am Freitag Abend der Sabbat beginnt. Man eilt zum gemeinsamen Mahl und Gebet. Jerusalem wird auf einmal sehr jüdisch. Dann aber erklingt wieder der Ruf des Muezzin von zahlreichen Moscheen, die in der Nacht grün, in der Farbe des Propheten, markiert sind. Und dazwischen christliches Glockenläuten – von zahlreichen verschiedenen Konfessionen, eine Vielfalt, wie wir sie hier in Deutschland gar nicht kennen, wie man ihr vielleicht noch in Syrien begegnen konnte. Und bei all dieser komplexen Gemengelage geht es – soweit wir sehen konnten – erstaunlich friedlich vor. Ja: es gibt in Jerusalem mehr Militär und Polizei als anderswo, aber dennoch erstaunlich wenig. Es sieht so aus, als ob man sich arrangiert hätte: In der Mamilla Mall, im ehemaligen Niemandsland vor 1967, scheinen jedenfalls junge Palästinenser und junge Israelis sehr ähnliche Interessen zu haben: Shopping, Dining, Sehen und Gesehen-Werden. Normalität.

Eine Normalität, die historisch gesehen alles andere als Selbstverständlich ist. Die Gedenkstätte Yad Vashem hält die Erinnerung an den Holocaust wach, in einer beeindruckenden Form: mit zahlreichen Erinnerungsstücken und Interviews in einem langen, relativ dunklen Gang, der sich gegen Ende nach Jerusalem öffnet – ein Zeichen der Hoffnung und des Glaubens an die Zukunft. Der Holocaust ist gemeinsame deutsch-jüdische, schreckliche Geschichte. Aber die Form, in der diese Geschichte hier versucht wird aufzuarbeiten, setzt darauf, dass sich dies nicht wiederholen darf. Es ist eine sehr gute Erfahrung, dass man als Deutscher in Israel – trotz dieser Geschichte – willkommen ist, ja, dass man hier den gemeinsamen Ansatz zu einer besseren Welt sieht, ein beachtenswertes Beispiel von „Normalität“ auch im Umgang mit uns, den Deutschen.
Und schließlich Bethlehem

Die Fahrt ins nahe Bethlehem zeigt, wo die Normalität endet: eine Mauer durchzieht das Land – es bleibt unklar, wohin die einzelnen neu-hochgezogenen Stadtviertel gehören. Sind das schon „Siedlungen“? Während wir die Mauer unproblematisch durchqueren können, steht parallel eine lange Schlange, die ihrer Kleidung nach zu beurteilen Palästinenser sind und die zurück nach Bethlehem wollen. Im Gespräch im „Autonomiegebiet“ in Bethlehem wird die Illusions- und Aussichtslosigkeit der Situation der Palästinenser deutlich: ein Fleckenteppich ist das Gebiet der Zonen A und B (des Abkommens von Oslo), die zum Autonomiegebiet gehören. Eine Zweistaaten-Lösung: unser palästinensischer Gesprächspartner kann sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Sehen Sie doch selbst: das kann doch gar nicht auf dieser Basis funktionieren“. Und Bethlehem ist noch ein Sonderfall, während die christlichen Palästinenser sonst eine kleine Minderheit sind, stellen sie hier sogar den Bürgermeister und bilden die Mehrheit. Und leben dank der Touristen und der Geburtskirche sicherlich auch besser als die meisten ihrer Landsleute. Wo könnte der Verkauf von aus Olivenholz geschnitzten Krippen besser hinpassen? Im Zentrum steht die Geburtskirche, man muss sich tief bücken, um hinein zu gelangen. Drinnen eine Mischung aus beeindruckend alter Bausubstanz, orthodoxen Altären und Ikonostasen, die Eremitage des Hieronimus (der hier die frühe lateinische Bibelübersetzung, die „Vulgata“, erstellt haben soll) und schließlich die Geburtsgrotte, der Stern, der die Stelle der Geburt markieren soll. Wenig entfernt und heute bebaut die Felder, auf denen die Hirten ihre Herden hüteten, sie in einer Grotte zur Nacht zusammentrieben. Wenn man sich all die Bauten weg denkt: ja so könnte es gewesen sein. Nur das „Stille Nacht“, das einige deutsche Pilger anstimmen, passt so gar nicht hierher.
Ein Resumé: nicht ganz einfach. Am Ende einer solchen Reise stehen mehr Fragen als zu Beginn. Der Konflikt wird greifbarer, dass es im Alltag doch meist besser aussieht, als es die Medienberichte glauben machen, ist eine faszinierende Erfahrung. Man wünscht allen Beteiligten, dass sie einen Weg des Miteinander finden, dass Provokationen aufhören, bewusstes Verletzen, dass eine angemessene Mitbestimmung möglich wird. Dies wird vielen viel abverlangen. Und den Gesprächen konnte man entnehmen, dass man mit Rabin schon sehr nah an einer Weiterentwicklung, an einem Ausgleich war als er ermordet wurde. Seitdem klingt es nach Stillstand, oft nach Rückschritt. Es sind viele Aspekte, die berücksichtigt sein wollen: Jerusalem spielt dabei sicherlich eine zentrale Rolle.